CARL MARIA WEBER
EINE STATION
GEDICHTE
KURT WOLFF VERLAG / LEIPZIG
BÜCHEREI „DER JÜNGSTE TAG“ BAND 66
GEDRUCKT BEI DIETSCH & BRÜCKNER, WEIMAR
Necessita ’l c’induce e non diletto
(Dante)
Die Gedichte „Erwachen und Bestimmung“ sind ein Halte-und Höhepunkt des gesammelten lyrischen Buches „DerKreuzweg Stationen eines Anstiegs zum Menschen“, dasin seiner Gesamtheit einer späteren Veröffentlichung vorbehaltensein wird. Die Stücke dieses Zyklus sind — bisauf eine Ausnahme — ab 1916 entstanden. Ich widme siedem Gedenken meiner toten Freunde E. C., K. St., J. Z., A. D.
Sommer 1918
Aus lohenden Ekstasen
Sprang ich zurück zu mir,
Nun bin ich ausgeblasen —
Verklimpertes Klavier.
Im Echo meiner Töne
Vagiere schattenhaft —
Nie hat noch Stadt-Gedröhne
Mich so dahingerafft.
Nüchternen Speichels Ekel
Peitscht meine stumpfe Wut;
In sinnloses Geräkel
Wälzt sich das dicke Blut.
Vorbeigedrehte Wände
Und Häscherarme ruhn.
So müd sind meine Hände —
Weiß kaum, von welchem Tun.
Hast, Herr, sie nicht erkoren
Zum Dienst der Göttlichkeit?
Und bin, ach! ganz verloren
An meine Irdischkeit!
Fanfare sollt’ ich werden
Und Sieges-Läufer dein;
Der Paradieses-Erden
Mund sein und Fackelschein!
Doch wenn die Uhren schlagen
Verschüttetem Gebein,
Ziehn, auf bekränzten Wagen,
Die wilden Träume ein.
Und morgen, Acucena,
Schluchzt deines Sohns Gebet —
Wer nennt mir die Arena,
In die mein Tanzschritt weht?
Nicht sind mehr die Hände zum Reigen verschlungen,
Keine Weite mehr öffnet sich träumendem Fall.
Die Schreie des Lebens sind ausgeklungen:
Uns weckte ein neuer, ein dunklerer Schall.
Der Freund entschwand. Wir standen allein
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