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QUELLEN UND FORSCHUNGEN
ZUR
SPRACH- UND CULTURGESCHICHTE
DER
GERMANISCHEN VÖLKER.
HERAUSGEGEBEN
VON
BERNHARD TEN BRINK, ERNST MARTIN,
WILHELM SCHERER.
XXXIV.
AUS GOETHES FRÜHZEIT.
STRASSBURG.
KARL J. TRÜBNER.
LONDON.
TRÜBNER & COMP.
1879.
BRUCHSTÜCKE
EINES COMMENTARES ZUM JUNGEN GOETHE
VON
WILHELM SCHERER.
MIT BEITRÄGEN VON JACOB MINOR, MAX POSNER,
ERICH SCHMIDT.
STRASSBURG.
KARL J. TRÜBNER.
LONDON.
TRÜBNER & COMP.
1879.
Buchdruckerei von G. Otto in Darmstadt.
Als Salomon Hirzels Sammlung 'Der junge Goethe' (drei Bände, Leipzig1875) erschien, das litterarische Vermächtnis des verehrten Mannes andie Goethe-Forschung und an das deutsche Volk, soweit es in Goethewirklich eindringen will: da habe ich ziemlich allgemein in weiterenKreisen das Verlangen nach einem Commentare, nach einem vierten Bandemit Anmerkungen und Erläuterungen aussprechen hören. Und man kann nichtläugnen, dass der Wunsch berechtigt war. Allzu vieles in diesenJugendwerken und Jugendbriefen ist nicht ohne weiteres verständlich; angar manchen Stellen thut es selbst dem unbefangenen Geniessen Eintrag,dass ein Wort, eine Spitze, eine Anspielung für den heutigen Leserwirkungslos bleiben muss, weil er die eigentliche Beziehung nicht kennt.
Nur Beiträge oder Vorarbeiten zu einem solchen Commentare wollen dienachfolgenden Blätter liefern. Für die 'Deutsche Baukunst' gilt eshauptsächlich, schärfere chronologische Bestimmungen zu gewinnen. DasConcerto drammatico wird aus gleichzeitigen Briefen erläutert; dasJahrmarktsfest besonders aus den Frankfurter Gelehrten Anzeigen. DenSatyros versuche ich auf Herder zu deuten und stelle in demdarauffolgenden Aufsatze die sonstige Verwerthung Herders in GoethescherDichtung zusammen. Die besonderen Anhänger Herders werden sich schwerentschliessen, meine Deutung anzunehmen; aber sie sind dannverpflichtet, eine bessere,viebenso durchgeführte, an ihre Stelle zusetzen. Jedenfalls werden sie zugeben müssen, dass eine Reihe bestimmteräusserer Anhaltspuncte vorliegt, deren Ausbeutung einmal gewagt werdenmusste. Gegenargumente, welche blos die Verunglimpfung Herders alssolche abwehren und womöglich mich der verspäteten Mitschuld an dieserVerunglimpfung zeihen wollen, werden mir natürlich keinen Eindruckmachen. Ich suche die Wahrheit ohne mich darum zu kümmern, ob sie miroder anderen angenehm oder unangenehm sein könne. Mir sind die beidengrossen Menschen auch lieber, wenn ich sie innig und sich gegenseitiganerkennend sehe, als in Streit und Entfremdung. Wie schön z.B. wennHerder schreibt: 'Goethe schwimmt auf den goldenen Wellen desJahrhunderts zur Ewigkeit!