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oder Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme
Nebst der Kontrovers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Mond
von WILHELM HAUFF
Der Ball
Ida
Schöne Augen
Der Fremde
Die Kirche
Das Souper
Das Urteil der Welt
Der Kotillon
Die Beichte
Das Dejeuner
Der Brief
Operationsplan
Die Mondwirtin
Der polnische Gardist
Der Hofrat auf der Lauer
Der selige Graf
Gute Nachricht
Der lange Tag
Der Tee
Das Ständchen
Die Freilinger
Feindliche Minen
Geheime Liebe
Emils Kummer
Der selige Berner
Entdeckung
Die Heilung
Neue Entdeckung
Das Tête-à-tête
Das Unkraut im Weizen
Das Unkraut wächst
Trübe Augen
Die Gräfin agiert
Eifersucht
Der neue Nachbar
Trau—schau—wem?
Der Gram der Liebe
Feine Nasen
Der Herr Inkognito
Emil auf der Folter
Der Rittmeister
Unschuld und Mut
Noch einmal zieht er vor des Liebchens Haus
Das Duell
Fingerzeig des Schicksals
Licht in der Finsternis
Reue und Liebe
Versöhnte Liebe
Die Freiwerber
Fortsetzung der Freier
Die Soiree
Die Braut
Präliminarien
Zurüstungen
Hochzeit
Der Schmaus
Schluß
Nachschrift
Kontrovers-Predigt
Über Freilingen lag eine kalte, stürmische Novembernacht; der Windrumorte durch die Straßen, als sei er allein hier Herr und Meisterund eine löbliche Polizeiinspektion habe nichts über den Straßenlärmzu sagen. Dicke Tropfen schlugen an die Jalousien und mahnten dieFreilinger, hinter den warmen Ofen sich zu setzen während desHöllenwetters, das draußen umzog. Nichtsdestoweniger war es sehrlebhaft auf den Straßen; Wagen von allen Ecken und Enden der Stadtrollten dem Marktplatz zu, aus welchem das Museum, von oben bis untenerleuchtet, sich ausdehnte.
Es war Ball dort, als am Namensfest des Königs, das die Freilinger,wie sie sagten, aus purer Gewissenhaftigkeit nie ungefeiertvorbeiließen. Morgens waren die Milizen ausgerückt, hatten prächtigeKirchenparade gehalten und kümmerten sich in ihrem Patriotismus wenigdarum, daß die Dragoner, welche als Garnison hier lagen, sie lautgenug bekrittelten. Mittags war herrliches Diner gewesen, an welchemjedoch nur die Herren Anteil genommen und solange getrunken undgetollt hatten, bis sie kaum mehr mit dem Umkleiden zum Ball fertiggeworden waren.
Auf Schlag sieben Uhr aber war der Ball bestellt, dem die FreilingerSchönen und Nichtschönen schon seit sechs Wochen entgegengeseufzthatten. Schön konnte er diesmal werden, dieser Ball; hatte ihn dochHofrat Berner arrangiert, und das mußte man ihm lassen, so vieleEigenheiten er sonst auch haben mochte: einen guten Ball zuveranstalten, verstand er aus dem Fundament.
Die Wagen hatten nach und nach alle ihre köstlichen Waren entladen;die Damen hatten sich aus den neidischen Hüllen der Pelzmäntel undSchals herausgeschält und saßen jetzt in langen Reihen, alle inunchristlichem Wichs, an den Wänden hinauf. Es war der erste Ball indies