von
Zweite vermehrte Auflage.
Prag 1808,
in der Herrlischen Buchhandlung.
[1]Die Nachwelt hat über den Rang bereits entschieden,der Mozarten als Künstler gebührt.Einzig, unübertroffen steht er, ein Raphael seinerKunst, unter den glorreichen Genien Händel,Cimarosa, Gluck, Hayden, obenan; sein Ruhm erfüllt die ganze gebildeteWelt.
Aber Mozart als Mensch ist nicht minderinteressant: die frühe Entwicklung und die schnelleReife seines wunderbaren Genies biethet demForscher der menschlichen Natur lehrreichen Stoffzum Nachdenken dar. In beider Hinsicht darfsich diese biographische Skizze versprechen derAufmerksamkeit des Publikums nicht unwerthzu seyn.
Der Vater dieses außerordentlichen Genies,Leopold Mozart, war der Sohn eines Buchbinderszu Augsburg; er studirte zu Salzburg, undkam im Jahre 1743 als Hofmusikus in diefürstl. Kapelle. Sein Talent verbunden mit einemrechtschaffenen Charakter verschaffte ihm1762 die Stelle des zweiten Kapellmeisters. Erwar mit Anna Bertlinn verheurathet; beydewaren von einer so vortheilhaften Körpergestalt,daß man sie zu ihrer Zeit für das schönste Ehepaarin Salzburg hielt.
Leopold Mozart beschäftigte sich mit demHofdienste, die übrigen Stunden wendete er aufKomposition und Violinunterweisung. Welchein vorzüglicher Kenner dieses Instruments er gewesensey, beweiset die allgemein bekannte Violinschule,[3]die er 1766 herausgab, und die imJahre 1770, und zu unserer Zeit das drittemalin Wien aufgelegt wurde.
Er zeugte 7 Kinder; aber nur 2 blieben amLeben; ein Mädchen und ein Knabe. DerSohn der im Jahr 1756 am 27sten Jänner gebohrenward, hieß Wolfgang Gottlieb, oderAmadeus; die Schwester, die älter war,Maria Anna.
Da der Vater bald an den beyden Kindernein vorzügliches Talent zur Musik bemerkte, sogab er alle Lektionen und auswärtige Geschäfteaußer seinem Dienste auf, und widmete sich ausschließlichder musikalischen Erziehung diesesKinderpaares.
Dieser vortrefflichen Leitung muß der ungewöhnlichhohe Grad der Vollkommenheit, zudem Mozarts Genie sich so bald empor schwang,zugeschrieben werden. Die Natur vermag freylichviel – aber verwahrlost, oder zu einer andernRichtung gezwungen, verliert sie vieles vonihrer ursprünglichen Kraft. Auf die erstenIdeenreihen und Eindrücke kommt es bekanntermaßenbey der Erziehung der Kinder am meistenan; denke man sich nun ein so großes natürlichesTalent, als Mozart besaß, in so günstigenUmständen, so wird man bald von dem Erstaunen,in welches uns das Unbegreifliche seinerAeußerungen und Begebenheiten versetzt, zurück[4]kommen, und den Thatsachen, die ich zu erzählenim Begriffe bin, gern Glauben beimess