Béla Révész

Beethoven

Eine Phantasie

Kurt Wolff Verlag München

Bücherei „Der jüngste Tag“ Band 80

Gedruckt bei E. Haberland in Leipzig

Einzig berechtigte Übertragung aus dem Ungarischen
von Stefan J. Klein

Copyright 1919 by Kurt Wolff Verlag München und Leipzig

Die Ärzte hatten mich im Februar nach Riva geschickt,damit ich warmen Sonnenschein, trockeneLuft rieche.

Nun sitze ich hier auf der Terrasse eines weißgetünchtenkleinen Hotels, die großen Glasflügel sind geöffnet, unddie mittägliche Sonne überflutet uns.

Müßige, lustfrönende Leute sonnen sich in dem geöffnetenGlaskäfig, ältere Leute dösen wach nach dem schmackhaftenEssen, unter der Last der glutenden Strahlen röten sichurlaubfreie jüngere, im Scheine dunklen Weines hockend,an silbrig gleißenden weißen Tischen keuchen Neuvermählte,sie betrachten den Sonnenglast, und ihr angespannt offenesAuge lodert — wenn sich ihre Blicke treffen — wie überSchneebergen der Sonnenstrahl.

Um mich herum Wachen; regungslose Stille.

Kein Ton tönt, kein Wort schwatzt, unter sich aneinandererfreuenden Menschenpaaren leben wir abgeschieden,ich und der Sonnenglast.

Vor meinem rastenden Auge steht die gleichmäßige,sonnenumspielte Üppigkeit, mit ihrem flutenden Gold dieblaue Luft erfüllend, in dunklem Gestrüpp grüner Bäumeglühen Orangen, auf dem staubigen Hof löst ein schlafenderweißer Hund sich auf, und über allem steht und brenntdas unberührte Sonnenlicht.

Blendendes Funkeln umarmt mich und wäscht meineAugen; der Strahl, der ihnen entirrt, wer weiß, ob er nochmir gehört, oder bereits vom güldenden Grau aufgesogen ist?In den fernen Tälern prunkender Unendlichkeit schaudert dasLeben, zuckende Streifen, kämmige Flämmchen, gebrocheneFeuerbilder steigen aus den Sonnenstrahlen empor, und inder tödlichen Stille, in der Muße des Friedens beginnt dasgleißende Lichtmeer sein Spiel.

Weiter draußen gerät die glatte Weite in Bewegung,die Strahlenwiese entflammt, versinkt zerstückt, und aus demGlanzwirbel lodert zuweilen eine fransengesichtige Flammenschlangeauf ... taucht dann wieder unter; aus der verzehrendenTiefe rollen in keuchendem Wetteifern andere Schlangenihre Feuerköpfe in die Höhe, zucken im mittäglichenStrahlen, schwanken und verschwinden mit schlankem Hüpfenin den Lichtlabyrinthen. Glanzdelphine spielen ... überihnen und um sie herum zittern die Sonnenstrahlmyriaden,Blendung glüht, Helle zuckt, Goldgarben lösen sich, ähnlichdem Haar der begehrten Frau. Sonnenstrahlfäden laufenzusammen, trennen sich, sterben verflochten ineinander,fliegen dann abermals aus dem Flammenbecken auf, estollt das Sonnenlichtdickicht mit wechselnder Eile. Sonnenstrahllegionenzischen, und ich bin mit vergessendem Staunenabermals ein Kind, höre das Einstürzen des Damms, wiedamals, da wir daheim in einer furchtbaren Nacht dasgroße Wasser erwartet .... Verflossener Zeiten Brausenumrauscht und umraunt meine blinden Ohren, und es tostdas Wasser über den Erdwällen der Insel; das Sonnenlichtschaukelt, lauscht still wie der kleine Hain, in dem icheinst mit dem unwissenden Mädchen saß; über uns gilbtenin der Augustdämmerung späte Akazienblüten, der kleineHain bebte raunend, und das unwissende

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