Die hansischen Kaufleute haben, gestützt auf weitgehendePrivilegien, die einflußreiche Stellung, welche sie in der erstenHälfte des 14. Jahrhunderts im englischen Handelsleben errungenhatten, bis ins 16. Jahrhundert innegehabt. Doch habensie ihre Herrschaft auf den englischen Märkten nicht ohneKampf behauptet. Die englischen Kaufleute machten immerwieder den Versuch, die Freiheiten der Hansen zu beseitigen undihre Konkurrenten aus der Ein- und Ausfuhr Englands zu verdrängen.Anderthalb Jahrhunderte sind ihre Anstrengungen ergebnislosgeblieben. Ebenso haben die Engländer in dieser Zeitin den östlichen Gebieten, welche dem europäischen Westen wichtigeRohstoffe lieferten, nicht festen Fuß fassen können. Es solldie Aufgabe der vorliegenden Arbeit sein, diese Kämpfe der Hansenum ihre Privilegien und Stellung in England und die Versucheder englischen Kaufleute, in die Gebiete der hansischen Handelsherrschafteinzudringen, zu schildern. Ich habe die Darstellungnur bis zu dem großen Ansturm, der um 1520 unter Wolseys Führungauf die hansischen Freiheiten stattfand, nicht bis zur Aufhebungder Privilegien unter Elisabeth geführt. Denn in demletzten halben Jahrhundert dieses großen Ringens waren dieGegner nicht mehr dieselben wie früher. Die Hanse ging unaufhaltsamihrer Auflösung entgegen, während sich England unterder Leitung seiner Könige zu einem festen und starken Nationalstaatkonsolidierte, der seine Wirtschaftspolitik allein nach nationalenGesichtspunkten einrichtete.
Diese hundertundfünfzigjährige Periode deutsch-englischerVIIIBeziehungen ist im ganzen noch nicht behandelt worden. Daenellführt seine Darstellung nur bis zum Utrechter Frieden, demHöhepunkt der hansischen Handelsherrschaft in England; Schanzbehandelt in der Hauptsache nur die Zeit der beiden erstenTudors.
Im 9. Kapitel habe ich versucht, ein Bild von den hansischenNiederlassungen in England zu geben. Da das Material hierübersehr gering ist, habe ich mich auf einzelne Punkte und Institutionenbeschränkt, die einigermaßen klarliegen.
Die Arbeit beruht zum größten Teil auf den Publikationendes hansischen Geschichtsvereins, den Hanserezessen, hansischenUrkundenbüchern und hansischen Geschichtsquellen. Andere Publikationenbieten daneben nur noch vereinzelte Nachrichten.
Meiner Schwester danke ich für die Hilfe, die sie mir beimLesen des Manuskripts und der Korrekturen geleistet hat.
Berlin, im August 1911.
Friedrich Schulz.
Arup, E., Studier i engelsk og tysk handels historie. Kopenhagen1907.
Ashley, W. J., Englische Wirtschaftsgeschichte, Übersetzung ausdem Englischen von R. Oppenheim. Leipzig 1896.
Baasch, E., Die Islandfahrt der Deutschen, namentlich der Hamburgervom 15. bis 17. Jahrhundert. Hamburg 1889.
Bugge, A., Handelen mellem England