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Wilhelm Schäfer
Die dreizehn Bücher der deutschen Seele

Signet

Ein Verzeichnis der Werke
von
Wilhelm Schäfer
findet sich am Schluß
dieses Bandes


Die dreizehn Bücher
der deutschen Seele

von

Wilhelm Schäfer

Albert Langen / Georg Müller München


131. bis 140. Tausend
Copyright 1922 by Georg Müller Verlag Aktiengesellschaft, München
Printed in Germany


[5]

Eingang

Deutscher, der du die Geschichte deiner Herkunft hören willst, bemerkezuvor, wie alles Geschichtete entseelt ist, Stein und Staub für die suchendenSinne.

Ob du den Berg der Geschehnisse anschneiden könntest bis auf die Sohle,daß du die Zeitalter im Querschnitt ihrer qualvollen Verschiebungen geschichtetsähest, du würdest keine Heimat für deine Seele finden, weil dieSchlacke des Gewesenen nur oben die dünne Ackerkrume deiner Gegenwartträgt.

Dies aber bedenke danach als das Wunder der Seele, wie alles in ihreBrunnentiefe versank, was je deine Gegenwart war; und nichts ging verloren,ob du es zehnmal vergaßest, weil dein Bewußtsein nur die blinkendeOberfläche ist, die Schaubilder der Welt zu spiegeln, aber die kreißendenStröme des Lebens sind in der Tiefe.

Die kreißenden Ströme sind in der Tiefe, wo dein Lebensraum ist, darinalles versank, was deine Vergangenheit war, und alles vorbestimmt ist, wasdeine Zukunft sein wird.

Wohl können dir von deiner Jugend berichten, die damals um dich waren;sie sahen den Säugling, wie er sich satt trank an der Mutter und mählichstark wurde zu den ersten Schritten: abgesondert aber und unerreichbarihren Blicken saß deine Seele im Brunnen ihrer Herkunft, darin dein Daseinzu allen Stunden dem ewigen Leben verbunden blieb.

Ob der Lichtschein deiner Erinnerungen immer blasser ins Dunkel seinerTiefe tastet, wo selbst die Ahnungen sich zuletzt bescheiden müssen, du hastkeine andere Beglaubigung als den Brunnquell deiner Seele: was dir widerfahrenmag, das fühlst du sicher, wird hier allein und nicht im Tageslichtder andern gewogen.

Nicht anders dir als deinem Volk, in dessen blinkender Oberfläche du füreinen Augenblick bist, wieder in seinen Lebensraum zu versinken: nur in seiner,nur in deiner Seele kann es die ewigen Wasser steigen und versinkensehen; alle andere Gegenwart ist ihm fremd, alle andere Vergangenheitmuß ihm tote Geschichte für die Messung der Wissenschaft bleiben!


[7]

Das Schuldbuch der Götter

Er

Im Anfang war Er, der himmlische Gott; die Erde grünte in SeinerSonne.

Im ewigen Gleichmaß kam Er zu schauen die Schönheit Seiner Geliebten,die im blinkenden Glanz der Gewässer, im stummen Stand der reifendenHalme, in den Untiefen schwellender Kelche die Seligkeit Seinerlustwandelnden Liebe genoß.

Wenn Sein Himmel die Erde umspannte mit Bläue, wenn Sein Augeden Himmel durchsonnte mit Licht, das Meer und die Berge beschüttendmit wärmendem Feuer, wenn der Mittag stand über der Welt, daß sie denAtem anhielt, erschauernd

...

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