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JOSEPH
VON
EICHENDORFF

AUS DEM LEBEN
EINES
TAUGENICHTS

NOVELLE

IM
INSEL VERLAG
ZU
LEIPZIG

Erstes Kapitel

Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschteschon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vomDache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen;ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlafaus den Augen; mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine.Da trat der Vater aus dem Hause; er hatte schonseit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmützeschief auf dem Kopfe, der sagte zu mir: »Du Taugenichts! dasonnst du dich schon wieder und dehnst und reckst dir die Knochenmüde und läßt mich alle Arbeit allein tun. Ich kann dich hiernicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Tür, geh aucheinmal hinaus in die Welt und erwirb dir selber dein Brot.« –»Nun,« sagte ich, »wenn ich ein Taugenichts bin, so ists gut,so will ich in die Welt gehn und mein Glück machen.« Undeigentlich war mir das recht lieb, denn es war mir kurz vorherselber eingefallen, auf Reisen zu gehn, da ich die Goldammer,welche im Herbst und Winter immer betrübt an unserm Fenstersang: Bauer, miet mich, Bauer, miet mich! nun in der schönenFrühlingszeit wieder ganz stolz und lustig vom Baume rufenhörte: Bauer, behalt deinen Dienst! – Ich ging also in das Haushinein und holte meine Geige, die ich recht artig spielte, von derWand, mein Vater gab mir noch einige Groschen Geld mit auf denWeg, und so schlenderte ich durch das lange Dorf hinaus. Ichhatte recht meine heimliche Freude, als ich da alle meine alten Bekanntenund Kameraden rechts und links, wie gestern und vorgesternund immerdar, zur Arbeit hinausziehen, graben und pflügensah, während ich so in die freie Welt hinausstrich. Ich rief denarmen Leuten nach allen Seiten recht stolz und zufrieden Adjeszu, aber es kümmerte sich eben keiner sehr darum. Mir war eswie ein ewiger Sonntag im Gemüte. Und als ich endlich insfreie Feld hinauskam, da nahm ich meine liebe Geige vor undspielte und sang, auf der Landstraße fortgehend:

»Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.
Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust
...

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