Anmerkungen zur Transkription

Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurdenübernommen; lediglich ein offensichtliche Druckfehler wurdekorrigiert (Zweites Kapitel: Gemeine statt Gemeinde).Der Originaltext ist in Fraktur gesetzt.An einer Stelle wurde stattdessen Antiqua verwendet. Dieser Text ist hierkursiv dargestellt.

Gustav Theodor Fechner

Das Büchlein
vom
Leben nach dem Tode

„Indessen freut es immer, wenn man seine Wurzeln weiterausdehnt und seine Existenz in andere eingreifen sieht.“

Schiller am 4. April 1797 anGoethe.

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Mit einem Geleitwort vonWilhelm Wundt

Im Insel-Verlag zu Leipzig

Zuerst erschienen 1836


Geleitwort von WilhelmWundt

Die Zeit, da Fechners philosophische Schriften zuerst in dieÖffentlichkeit traten, war für ihre Wirkung die denkbarungünstigste. Als die drei Bände des„Zendavesta“, dieser umfassendsten Darstellung seinerAnschauungen, im Jahre 1851 erschienen, beherrschten ganz andereInteressen die wissenschaftliche Welt. Die Naturphilosophie hattegründlich Fiasko gemacht, auch der Stern der HegelschenPhilosophie war verblichen; der Pessimist Schopenhauer harrte inFrankfurt noch immer vergebens der Wiederauferstehung seinesvergessenen Werkes, an die damals außer ihm niemand glaubte.Ludwig Feuerbach und in den folgenden Jahren der in seinen Spurenwandelnde physiologische Materialismus kamen dem populärenphilosophischen Bedürfnisse entgegen, während sich diestrengere Wissenschaft auf ihre Spezialgebiete zurückzog unddie Philosophie überhaupt meist für einenüberwundenen Standpunkt ansah. Wie konnte da ein Werk, dassich schon auf dem Titel als eine Lehre von den Dingen des Himmelsund des Jenseits ankündigte, als etwas anderes denn als einphantastischer Traum erscheinen, der mit Wissenschaftüberhaupt nichts zu tun habe!

Fechner hat schwer unter dieser Ungunst der Zeiten gelitten. Erist nicht müde geworden, die Überzeugungen, die ergewonnen und durch die er sich beglückt fühlte, immerwieder in neuer Gestalt der Welt zu verkünden. Dem„Zendavesta“ ließ er kleinere Schriften folgen,in der Hoffnung, daß die kürzere Form der Verbreitungseiner Gedanken förderlicher sei. In dem Vorwort zu derSchrift „Über die Seelenfrage“ sagt er: EinemPublikum, das sich durchaus nicht aus dem Bette alter Ansichtenzurechtfinden könne, habe er zum erstenmal in seinem„Büchlein vom Leben nach dem Tode“ zugerufen:„Steh auf!“ Als man ihn nicht gehört, da habe erwieder und wieder gesprochen: „Steh auf!“ „Jetztrufe ich ein fünftes Mal, und, wenn ich lebe, werde ich nochein sechstes und siebentes Mal ‚Steh auf!‘ rufen, und immerwird es nur dasselbe ‚Steh auf!‘ sein. Aber zum Rufe, dereine schlafende Welt aufwecken soll, gehört ein starker Atem;ich bin nur ein Atemzug in diesem Atem.“

Am meisten verwahrter sich gegen den Namen eines Phantasten. Einen Phantasten, someint er, nenne man mit Recht denjenigen, der irgendwo im Himmeloder auf Erden Dinge als wirklich annehme, die den sichergestelltenGesetzen der Erscheinungswelt widersprechen und für die sichgar keine Gründe in dem Zusammenhang der Erfahrung aufzeigenließen. In diesem Sinne sei z. B. die Lehre von derSeelenwanderung phantastisch, oder sei es phantastisch, anzunehmen,daß die menschliche Seele in einer Sonne oder einem Planetenoder irgendwo sonst in einer ferne

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