This Etext prepared by. . . .
Michael Pullenglobaltraveler5565@yahoo.com
Isabella von Ägypten
Achim von Arnim
Kaiser Karl des Fünften erste Jugendliebe
Erzählung (1812)
Braka, die alte Zigeunerin im zerlumpten roten Mantel, hatte kaum ihrdrittes Vaterunser vor dem Fenster abgeschnurrt, wie sie es zum Zeichenverabredet hatte, als Bella schon den lieben, vollen, dunkelgelockten Kopfmit den glänzenden, schwarzen Augen zum Schieber hinaus in den Schein desvollen Mondes streckte, der glühend wie ein halbgelöschtes Eisen aus demDuft und den Fluten der Schelde eben hervorkam, um in der Luft immerheller wieder aus seinem Innern heraus zu glühen. "Ach, sieh den Engel",sagte Bella, "wie er mich anlacht!"
"Kind", sprach die Alte und ihr schauderte, "was siehst du?"
"Den Mond", antwortete Bella, "er ist schon wieder da, aber der Vater istwieder nicht nach Hause gekommen. Alte, diesmal bleibt der Vater gar zulange aus, doch ich hatte schöne Träume von ihm in der letzten Nacht, ichsah ihn auf einem hohen Throne in Ägypten, und die Vögel flogen unter ihm,das hat mich getröstet."
"Du armes Kind", sagte Braka, "wenn's nur wahr wäre, hast du denn was zuessen und zu trinken bekommen?"
"O ja", antwortete Bella, "der Nachbar hat seine Äpfelbäume geschüttelt,da sind viele Äpfel in den Bach gefallen, die habe ich aufgefischt, wo siein den Wurzeln am krummen Ufer stecken geblieben, auch hatte der Vater,ehe er ausging, mir ein großes Brot herausgelassen."
"Daran tat er recht", weinte die Alte, "er hat kein Brot mehr nötig, siehaben ihn vom Brot geholfen."
"Liebe Alte, sprich", bat Bella, "mein Vater hat sich doch nicht Schadengetan bei den starken Mannskünsten? Führ mich hin zu ihm, ich will ihnpflegen. Wo ist mein Vater? Wo ist mein Herzog?"
So fragte Bella zitternd, und die Tränen fielen ihr aus den Augen durchden Mondschein auf harte Steine nieder
wär ich ein ziehender Vogel gewesen, ich hätte mich niedergelassen undmeinen Schnabel eingetunkt und sie zum Himmel getragen, so traurig und soergeben in seinen Willen waren diese Tränen.
"Sieh dort", schluchzte die Alte, "auf dem Berge steht ein Dreifuß,dreibeinig, aber nicht dreieinig. Gott weiß nichts von ihm, und dochheißt er das hohe Gericht, wer vor dem Dreifuß vorbeikommt, der kann nochlange leben, das Fleisch, was da die Sonne kocht, das wird in keinen Topfgesteckt, es hängt daran, bis wir es abnehmen. Sei ruhig, du armes Kind,und schrei nur nicht, dein Vater hängt da oben, aber sei nur ruhig, wirholen ihn diese Nacht und werden ihn in den Bach werfen mit allen Ehren,wie ihm zukommt, daß er hinschwimme zu den Seinen nach Ägypten, denn erist auf frommer Wallfahrt gestorben. Nimm diesen Wein und dieses Töpfchenmit Schmorfleisch, halte ihm ein Totenmahl in deiner Einsamkeit, wie essich geziemt."
Bella konnte vor Schrecken kaum fassen, was sie ihr reichte. Die Altefuhr fort: "Halt doch fest, daß es nicht fällt, wein dir nicht die Augenaus, denk daran, daß du jetzt unsre einzige Hoffnung bist, daß du dieUnsern, wenn unser Gelübde vollbracht, zurückführen sollst; denk auch, daßdir jetzt alles gehört, was dein Vater besessen, sieh nur in seiner Kammerzu, da hast du den Schlüssel, da wirst du viel finden. Ja, bald hätte iches vergessen, als er mir den Schlüssel gab, sagte er, du möchtest dich vorseinem schwarzen Simson nicht fürchten, der Hund würde es schon wissen,daß er dir gehorchen müsse und dich nicht mehr beißen dürfe; dann sa