Deutsch-Ostafrika.

Geographie und Geschichte der Colonie.

Von

Brix Förster.


Mit einer Karte von Deutsch-Ostafrika.

Leipzig:
F. A. Brockhaus.

1890.

Das Recht der Uebersetzung ist vorbehalten.


[S. v]Vorwort.

Die Erkenntniß der Productions- und Consumtionsfähigkeiteines fremden Ländergebietes liefert die Handelsstatistikund die Geographie. Die Handelsstatistik gewährt einenUeberblick über die zur Zeit vorhandenen natürlichen undindustriellen Erzeugnisse und über die von den Eingeborenenzur Zeit begehrten Tauschwaaren. Die Geographie dagegengibt die Anhaltspunkte zur Beurtheilung der überhauptmöglichen Erzeugungskraft eines Landes und über denWerth der Bevölkerung als Arbeiter und als Abnehmer europäischerArtikel.

Ausschließliche Handelscolonien können erblühen einzigund allein auf Grund der Erfahrung über die Exportfähigkeitder Landesproducte und über die Importfähigkeit bestimmtereuropäischer Industrieerzeugnisse. Beabsichtigt man aber nebender Belebung des Handels die Quantität und Qualität derBodenfrüchte einer Colonie durch intensiveren Ackerbau oderdurch Einführung neuer Culturpflanzen zu steigern, so ist dasWissen über Bodenbeschaffenheit, Klima, über die Verkehrsmöglichkeiten,mit einem Worte, über die Geographie des Gebietesunumgängliches Bedürfniß.

[S. vi]In der deutschen Colonie von Ostafrika trat man vonAnfang an mit der Absicht auf, den tropischen Reichthum anGrund und Boden durch Anlage von Plantagen und durchAnregung der Eingeborenen zu ausgiebigerem Ackerbau zu hebenund auszunutzen. Wir bedürfen daher zur richtigen und zueiner den Erfolg annähernd sichernden Werthschätzung Deutsch-Ostafrikaseines geographischen Handbuches. Denn die vorhandene,in Sansibar aufgestellte Handelsstatistik enthältnoch so außerordentlich weite Lücken und noch so sehr schwankende,auf kurze Zeiträume beschränkte Ziffern, daß sie durchausnicht vermag, uns ein klar und scharf gezeichnetes Bildvon der Bedeutung der Colonie, nicht einmal in ihrem gegenwärtigenZustande, zu schaffen.

Wir sind auf die Erforschung der geographischen Verhältnisseangewiesen. Ich räume bereitwillig ein, daß diese,wenigstens mit Rücksicht auf colonisatorische Unternehmungen,in so geringem Grade untersucht sind, daß nur die dringendeNothwendigkeit, das vorhandene Material zu sammeln und zusichten und einen Anfang überhaupt einmal zu machen, in mir denEntschluß hervorgerufen hat, eine Geographie Deutsch-Ostafrikaszu entwerfen. Wir besitzen, mit Ausnahme einiger kürzlich veröffentlichtersehr wichtiger Monographien, nur Reisebeschreibungenals benutzbare Quellen. Noch besteht keine einzigewissenschaftliche Station in jenen Gebieten, welche uns genaueund umfangreiche Anhaltspunkte zur Bestimmung des allgemeinenund speciellen Landescharakters geben könnte. Groß istdie Anzahl der Reisenden und werthvoll sind unzweifelhaft diemeisten ihrer Berichte. Aber da sie diesen Theil Afrikas hauptsächlichals Durchzugsgebiet betrachteten

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