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Worin von Prozessen, Justizräten die Rede; nebst einerstillschweigenden Abhandlung: Was von Träumen zu halten sei?"
Dieser zweite Teil der Mitteilungen aus den Memoiren des Satanerscheint um ein völliges Halbjahr zu spät. Angenehm ist es demHerausgeber, wenn die Leser des ersten sich darüber gewundert, amangenehmsten, wenn sie sich darüber geärgert haben; es zeigt dies einegewisse Vorliebe für die schriftstellerischen Versuche des Satan, dienicht nur ihm, sondern auch seinem Herausgeber und Übersetzererwünscht sein muß.
Die Schuld dieser Verspätung liegt aber weder in der zu heißenTemperatur des letzten Spätsommers, noch in der strengen Kälte desWinters, weder im Mangel an Zeit oder Stoff, noch in politischenHindernissen; die einzige Ursache ist ein sonderbarer Prozeß, inwelchen der Herausgeber verwickelt wurde und vor dessen Beendigung erdiesen zweiten Teil nicht folgen lassen wollte.
Kaum war nämlich der erste Teil dieser Memoiren in die Welt versandtund mit einigen Posaunenstößen in den verschiedenen Zeitungenbegleitet worden, als plötzlich in allen diesen Blättern zu lesen wareine
W a r n u n g v o r B e t r u g
Die bei Fr. Franckh in Stuttgart herausgekommenen Memoiren des Satansind nicht von dem im Alten und Neuen Testament bekannten und durchseine Schriften: Elixiere des Teufels, Bekenntnisse des Teufels, alsSchriftsteller berühmten Teufel, sondern gänzlich, falsch und unecht,was hiemit dem Publikum zur Kenntnis gebracht wird."
Ich gestehe, ich ärgerte mich nicht wenig über diese Zeilen, die vonniemand unterschrieben waren. Ich war meiner Sache so gewiß, hatte dasManuskript von niemand anders als dem Satan selbst erhalten, und nun,nach vielen Mühen und Sorgen, nachdem ich mich an den infernalischenChiffern beinahe blind gelesen, soll ein solcher anonymer Totschlägerüber mich herfallen, meine literarische Ehre aus der Ferne totschlagenund besagte Memoiren für unecht erklären?
Während ich noch mit mir zu Rate ging, was wohl auf eine solcheBeschuldigung des B e t r u g e s zu antworten sei, werde ich vor dieGerichte zitiert und in Kenntnis gesetzt, daß ich einerNamensfälschung, eines literarischen Diebstahls angeklagt sei, undzwar—vom Teufel selbst, der gegenwärtig als Geheimer Hofrat inpersischen Diensten lebe. Er behauptete nämlich, ich habe seinen NamenSatan mißbraucht, um ihm eine miserable Scharteke, die er niegeschrieben, unterzuschieben; ich habe seinen literarischen Ruhmbenützt, um diesem schlechten Büchlein einen schnellen undeinträglichen Abgang zu verschaffen; kurz, er verlange nicht nur, daßich zur Strafe gezogen, sondern auch, daß ich angehalten werde, ihmSchadenersatz zu geben, dieweil ihm ein Vorteil durch diesen Kniffentzogen worden".
Ich verstehe so wenig von juridischen Streitigkeiten, daß mir früherschon den Name Klage oder Prozeß Herzklopfen verursachte; man kannsich also wohl denken, wie mir bei diesen schrecklichen Worten zu Muteward. Ich ging niedergedonnert heim und schloß mich in meinKämmerlein, um über diesen Vorfall nachzudenken. Es war mir keinZweifel, daß es hier drei Fälle geben könne. Entweder hatte mir derTeufel selbst das Manuskript gegeben, um mich nachher als Kläger rechtzu ängstigen und auf meine Kosten zu lachen; oder irgendein böserMensch hatte mir die Komödie in Mainz vorgespielt, um das