Buchdeckel
Signet

ESKIMOMÄRCHEN

ÜBERSETZT
VON
PAUL SOCK

1.–3. Tausend


AXEL JUNCKER VERLAG
BERLIN W15

FÜR OLGA K.

7

Flutlegende von St. Michael
(Aljaska)

In den ersten Tagen war die ganze Erdoberfläche mitAusnahme eines sehr hohen Berges in ihrer Mitteüberflutet. Vom Meer her stieg das Wasser und bedecktealles Land, mit Ausnahme dieses Berges; nurein paar Tiere wurden gerettet und entkamen dadurch,daß sie die Berghänge hinanstiegen. Einige wenigeLeute entkamen, indem sie ein Familienboot bestiegen.Ihr Leben fristeten sie mit Fischen, die sie bei Ebbefingen. Als schließlich das Wasser zurückging, gingendie Leute, die gerettet waren, auf die Berge und lebtenda; gelegentlich stiegen sie dann zur Küste herab.Auch die Tiere kamen wieder herab und belebten dieErde mit ihrem Geschlecht. Während der Flut schnittenWogen und Ströme in die Oberfläche des LandesFurchen und Risse und als dann das Wasser zurückgingund immer weiter zum Meer abfloß, waren dieheutigen Berge und Täler entstanden.

8

Die große Flut
(Von den Zentral-Eskimos)

Vor langer Zeit begann einmal der Ozean plötzlichzu steigen, bis er das ganze Land bedeckt hatte. DasWasser floß über die Gipfel der Berge und das Eistrieb über sie hinweg. Als die Flut sich dann zurückzog,strandete das Eis und bildete überall auf denGipfeln der Berge eine Eishaube. Viele Schaltiere, Fische,Seehunde und Wale blieben hoch oben am Trocknenzurück und da sind ihre Schalen und Knochen nochbis zum heutigen Tage sichtbar. Eine große AnzahlInuit starben während dieses Zeitraumes, aber vieleandere, die, als das Wasser zu steigen begann, ihreKajaks bestiegen hatten, wurden gerettet.

9

Die Schöpfung
(Geschichten vom Raben Tu-lu-kau-guk I.)

Es gab eine Zeit da auf der Erdoberfläche noch keineMenschen waren. Die ersten vier Tage war der ersteMensch noch eingehüllt in der Schote einer Stranderbse.Am fünften Tag streckte er seine Füße heraus,zersprengte die Schote und fiel als völlig ausgewachsenerMann auf den Boden und stand auf. Er sah sichum, bewegte seine Hände und Arme, seinen Halsund seine Beine und untersuchte sich selbst ganz neugierig.Als er sich umsah, erblickte er die Schote, ausder er herausgefallen war, noch an der Ranke hängendund an ihrem unteren Ende das Loch, aus dem er gekommenwar. Dann sah er sich wieder um und bemerkte,daß er sich von seinem Ausgangspunkt entfernthatte und der Boden unter seinem Tritt nachgabund ganz weich war. Nach einiger Zeit spürte er imMagen ein unangenehmes Gefühl und bückte sich,um aus einer kleinen Pfütze vor seinen Füßen Wasserin den Mund zu schöpfen. Das Wasser lief in seinenMagen hinunter und er fühlte si

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